Was macht ein gutes Seminar aus?
Um das zu verstehen, muss man auf Veränderung und Entwicklung achten. Menschen wollen sich weiterentwickeln. Ein gutes Seminar stellt einen Punkt innerhalb dieser Entwicklung dar, sei es als Ausgangspunkt oder auch Endpunkt zum Abschluss eines Prozesses.
Haben Sie selbst viele Seminare besucht und sich dadurch verändert?
Ich weiß nicht, ob ich so ein gutes Beispiel bin, doch ja, einerseits haben mir Weiterbildungen persönlich viel gebracht, und das trifft glaube ich auch auf mein Umfeld zu. Andererseits bin ich fasziniert, was aus Menschen werden kann und welche überraschende Entwicklungen sich manchmal ergeben.
Zum Beispiel habe ich erst kürzlich erfahren, dass nicht nur Saskia Esken, sondern auch der neue Chefredakteur der Bild-Zeitung, Johannes Boie, aus meinem Heimatlandkreis Calw kommen. Herr Boie hat mit der Schülerzeitung angefangen und ist nun Chefredakteur der auflagenstärksten Zeitung Deutschlands. Solche Erfolgsgeschichten können inspirieren und Mut machen, gerade in Zeiten, in denen wir uns von einer Krise zur nächsten hangeln.
Wie hat sich ihrer Meinung nach die Fort- und Weiterbildungsbranche im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie verändert?
Die Pandemie war letztlich ein unglaublicher Digitalisierungsbeschleuniger. In der Branche findet ein großer Transformationsprozess statt und ich bin gespannt auf neue Entwicklungen und Ideen im Bereich Education Tech, aber auch bei Messen und Events. In jedem Fall ist die Akzeptanz für neue Formate gestiegen - das ist ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass die Menschen bereit sind, Neues auszuprobieren.
Eine Frage zu Ihrer Firmierung „Rujia Travel Service GmbH“: Werden Sie umfirmieren, wenn die VR China in Taiwan einfällt?
Sie meinen unsere GmbH, die Rujia Travel Service GmbH, die Körperschaft hinter der Fortbildungskampagne, mit der wir den buchhalterischen und steuerlichen Teil abwickeln. In der Tat werden wir hin und wieder gefragt, was wir mit China zu tun haben. Steckt da der chinesische Geheimdienst dahinter? Oder hat "Rujia" wegen des "Ru" etwa mit Russland zu tun?
Die Gesellschaft wurde Ende 2013 von meiner Frau und mir gegründet und vermittelt Flugtickets an chinesischsprachige Kunden in Deutschland, hat also nichts mit dem chinesischen Geheimdienst zu tun. Allerdings muss man angesichts der Sanktionen gegen Russland anerkennen, dass eine neue Situation eingetreten ist, in der man mit allem rechnen muss. Von daher ist die Frage berechtigt, ob man sich im Falle einer militärischen Aktion auf Taiwan irgendwann gezwungen sehen wird, auf eine solche Situation zu reagieren.
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Krise und ihren Einfluss auf deutsche Unternehmen ein?
Darüber wird viel geschrieben und es ist ein ernstzunehmendes Bedrohungsszenario. Obwohl ich tatsächlich Sinologe bin und eine tiefe Begeisterung für die chinesische Kultur und Sprache pflege, muss ich hierauf jedoch aus unternehmerischer Sicht antworten.
Jedes Unternehmen sollte sich allein schon aus unternehmerischer Verantwortung heraus mit geopolitischen und strategischen Risiken beschäftigen. Dazu gehört auch die Frage, inwiefern bestimmte Entwicklungen die eigene Unternehmenssituation beeinflussen werden.
In dem Zusammenhang erlebte ich meine Feuertaufe während der Finanzkrise. Ich kam 2009 zu einem Anbieter von Wirtschaftskonferenzen, der mit dem Problem kämpfte, dass nahezu alle Unternehmen in Deutschland Geschäftsreisen gestrichen hatten und radikal Kosten sparen mussten. Auf Online-Formate konnte man damals noch nicht umstellen und das gesamte Team suchte nach Lösungen, wie wir als Konferenzveranstalter überleben würden.
Diese Situation hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Genau das war der Grund, warum wir mit der Fortbildungskampagne zu Beginn der Pandemie sofort reagiert haben und unser Mindset auf "Krise als Chance" umgestellt haben. Deshalb denke ich, wir haben schon Krisen gemeistert und wir werden auch in der nächsten Krisensituation reagieren können, egal ob sie mit China zu tun oder andere Gründe haben wird.
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